Maximilian Kreitlmeier, Portfoliomanager bei ComfortInvest.
Der japanische Aktienmarkt war lange eine No-go-Area. Für die Masse der internationalen Investoren stellten japanische Aktien rund 18 Jahre lang ein Untergewicht im Portfolio dar. Somit fiel der Japananteil in den Anlegerportfolios meist geringer aus als es der Börsenwert des Marktes eigentlich rechtfertigt. Oftmals lautete die Begründung, japanische Aktien seien nur schwer einschätzbar, und somit beließen es viele Anleger aus damaliger Sicht bei bekannten und bewährten Investments aus den USA, Europa und Asien mit Fokus auf China. Die vorsichtige Haltung hatte ihre Gründe: Viele der heute in der Branche erfolgreichen Investmentprofis begannen ihre Laufbahn in den 1990er und 2000er Jahren. Sie erlebten die Kehrseite der Japan-Euphorie, die Ende der 1980er-Jahre ihren Höhepunkt erreichte. Von da an ging es mit japanischen Aktien 20 Jahre steil bergab: Von ihrem Hoch im Dezember 1989 büßten Sie -81,9 % ein. Erst im März 2009 erreichten sie ihren Tiefstand. Hinzu kam, dass die Erholung seit 2009 eher schleppend in Gang kam und weit hinter dem US-Markt hinterherhinkte.
Vor der Bruchlandung kam der Höhenflug
Bevor es zu dieser Misere kam, waren japanische Märkte das, was die amerikanischen Börsen heute sind: „the place to be“. Es ist kaum mehr vorstellbar, dass japanische Aktien auf dem Höhepunkt ihrer Popularität ganze 44 % des Weltaktienmarkts ausmachten. Momentan sind es gerade einmal 6 %. Auch der japanische Immobilienmarkt sprengte die Grenzen des Vorstellbaren: Zeitweise wurde das Grundstück des japanischen Kaiserpalasts höher bewertet als der gesamte Immobilienmarkt Kaliforniens. Dass derartige Exzesse nicht gut enden, weiß heute jeder. Doch solange die Börsen laufen und die Aktienkurse steigen, will niemand etwas davon wissen.
Der japanische Aktienmarkt ist wieder im Aufwind
Auch wenn es sehr lange gedauert hat, steigen die Kurse an den japanischen Börsen seit einigen Jahren wieder. Zunächst wurde das von vielen Anlegern nicht als tragfähiger Aufschwung gewertet. Ein Blick auf die Fundamentaldaten zeigt aber, dass die Kursanstiege gerechtfertigt sein könnten. Das Gros der japanischen Unternehmen verfügt über hohe Cash-Bestände und gesunde Bilanzen. Sogar die oft vermisste Aktionärsfreundlichkeit hat mittlerweile in die Vorstandsetagen japanischer Firmen Einzug gehalten. Seit der chinesische Aktienmarkt von vielen Anlegern gemieden wird, wird zudem häufig auf die exportstarken und innovativen japanischen Unternehmen ausgewichen, weil sie enge Beziehungen zu den absatzstarken asiatischen Märkten aufweisen, aber das politische Risiko verschwindend gering ausfällt: China über Bande sozusagen.
Vielversprechende Rahmenbedingungen für Anleger
Auch hinsichtlich der Bewertung punkten japanische Aktien, was im aktuellen Zinserhöhungszyklus der westlichen Notenbanken ein gewichtiger Vorteil ist. Die Bewertungen lassen sich mit den Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) messen, je niedriger der Wert dieser Kennzahl ausfällt, desto günstiger ist eine Aktie im Verhältnis zum Unternehmensprofit. Während das durchschnittliche KGV des US-Marktes bei 20 und das des Weltaktienmarktes bei 17 liegt, beträgt das KGV für den japanischen Markt trotz des Kursanstiegs seit Jahresbeginn gerade einmal 15. Dieser Wert dürfte bei anhaltend guten Rahmenbedingungen noch viel Raum für weitere Kursanstiege lassen.
Japan wird unterschätzt
Trotz der jüngsten Kursanstiege sind japanische Aktien in den meisten Anlegerportfolios noch unterrepräsentiert. Zu tiefe Narben hat der Einbruch in den 1990er und 2000er-Jahren bei vielen Investoren hinterlassen. Die Gefahr einer Blase besteht somit aber nicht. Fundamental ist die Japan-Story intakt: Geringe Verschuldungen, niedrige Bewertungen, aktionärsfreundliche Firmen und eine Wirtschaft, die von Asiens verschiedenen Absatzmärkten profitieren kann. Um die positiven Bedingungen des japanischen Aktienmarktes frühzeitig zu nutzen, enthalten sieben von neun ComfortInvest-Strategien einen höheren Anteil an japanischen Aktien als ihre Benchmark (Durchschnitt der vergleichbaren Fonds). Dadurch konnten ComfortInvest-Kunden dieses Jahr bereits von der Erholung japanischer Aktien profitieren.
Über den Autor – Maximilian Kreitlmeier
Maximilian Kreitlmeier ist Portfoliomanager und Co-Leiter der Vermögensverwaltung ComfortInvest. Zuvor arbeitete er für die Vermögensverwaltung Hellerich und das auf Fonds- und Aktienresearch spezialisierte Unternehmen Morningstar. Seine Einschätzungen werden regelmäßig bei den beliebten Fachmagazinen FONDS professionell und DAS INVESTMENT veröffentlicht, für die der Investmentexperte als Gastautor schreibt.